Seelenwärmer • Kurzgeschichten
Brief an einen Freund - Weihnachtliche Geschichte Drucken



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Himmel an Erde - Leuchtfeuer für dich Drucken

Ein tröstender Liebesbrief in der Zeit des Verlustes...



Wenn du diese Zeilen liest, so weile ich bereits nicht mehr bei dir. Schweren Herzens habe ich dich hier zurückgelassen, denn unsere kurze Zeit, die wir miteinander verleben durften, hat ihre Spuren in unsere Seelen gebrannt. Oftmals trafen wir in unserem Leben auf stürmische Taifune und die salzige Gischt schlug uns direkt ins Gesicht, aber immer wieder tauchte ein richtungweisendes Feuer auf, das uns die rettende Bucht finden ließ. Mit den Jahren wuchs unsere Liebe selbst zu diesem Leuchtfeuer heran und hat uns auf unseren Entscheidungen geleitet.
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Schattenfreunde Drucken


Schon von ferne vernahm man das Gezwitscher der gefiederten Bewohner. Lauthals und mit ganzem Einsatz ihres Könnens tirilierten sie im Garten umher, als ob sie mit dem Glanz der Sonne wetteifern wollten. Übermütige Stimmung herrschte in diesem kleinen Reich und alles schien in Harmonie zu leben. Doch was war das? Von hinten, da aus der alten Tanne ertönte zuerst ein Seufzen, dann aber ein Gezeter und Geschimpfe:
„Gestern war ich sogar Letzter bei der Sturzflugübung und heute hat mir der freche Spatz von nebenan mein Lieblingsessen vor der Nase weggeschnappt. Einfach ganz schrecklich, dieser Tag heute!“, meckerte ein kleiner, zerzauster Sperling und machte wieder einen Hüpfer zurück in den Schutz des Tannenreisigs. „ Achtung, kleiner Mann, hier sitzt schon jemand!“, tönte es plötzlich hinter ihm. Geistesgegenwärtig sprang der Sperling wieder vorwärts. Die schwarze Amsel, auf der er fast gelandet wäre, ordnete gemächlich ihr Gefieder und erkundigte sich:
„Na, was ist denn dir passiert?“ „Oh“, sprudelte es aus ihm heraus, „alle Welt hat sich gegen mich verschworen, es klappt überhaupt nichts mehr, alles ist so ungerecht und überhaupt, die Sonne scheint viel zu grell!“
„Aber, der Sonnenschein, der dich jetzt blendet, schickt seine wärmenden Strahlen auch zu dir. Komm, wisch deine Tränen fort, du bist hier nicht alleine“, tröstete ihn die Amsel und reichte ein Taschentuch. Dabei trat sie etwas ins Licht heraus und man bemerkte erst jetzt ihr steifes Bein.
„Oh“, flüsterte der Spatz, das habe ich nicht gewusst.
„Ach, das macht nichts“, entgegnete sie freundlich, „denn umarmen kann ich dich trotzdem!“
Da strahlte der kleine Spatz und seine Probleme erschienen ihm so leicht wie Löwenzahnsamen, die der Wind mit sich hinweg trägt.

© Heidemarie Andrea Sattler


 
Eine Feder für Naléh Drucken


Nur noch schnell die Ziegen in den Pferch und dann nichts wie ab zum Essen. Nahléhs Magen knurrte fordernd und der Junge beschleunigte seinen Schritt. Der trockene Boden staubte unter seinen Ledersandalen und verlockender Duft von frischgekochtem Hirsebrei stieg in die Nase.
Seit Beginn der großen Trockenheit weiteten sich seine täglichen Wanderungen aus, denn es wurde immer schwieriger geeignete Plätze für die genügsamen Tiere zu finden. Umso mehr freute er sich jetzt auf das gemeinsame Mahl mit der ganzen Sippe.
Am nächsten Morgen machte er sich erneut auf den Weg, aber dieses Mal traf es ihn besonders hart. Die letzte Wasserstelle war vertrocknet. Naléh erhob ehrfurchtsvoll seine Augen gegen den wolkenlosen Himmel:
„Allah, der du so mächtig bist und unsere Schritte lenkst, bitte schenke mir Wasser für die Tiere.“
Wie zur Unterstützung fühlte er einen sanften Stups an seinem rechten Bein.
„Ach, du bist es, meine kleine braun-weiße Lieblingsziege, ja, komm lass uns noch ein wenig weiterziehen. Mit Allahs Hilfe werden wir eine Lösung finden.“ So zog der Junge mit den Ziegen gegen Norden, der Hügelkette des Molanggebirges entgegen. Heute würde er den Rückweg zum Dorf nicht mehr schaffen, und er beschloss nach einem geeigneten Rastplatz für die Nacht Ausschau zu halten. Plötzlich vernahm er ein raschelndes, zischendes Geräusch und sah eine Schlange, die gerade einen blauen Vogel überwältigen wollte. Der rechte Flügel hing schon schlaff herab und sein Lebenswille schien zu schwinden.
Naléh überlegte nicht lange sprang mit wenigen Schritten an die Schlange heran und schleuderte sie mit seinem Hirtenstab in das nächstgelegene Gebüsch. Sanft hob er den Vogel auf, verband ihm seinen verletzten Flügel und strich ihm liebevoll über das Federkleid. Er teilte mit ihm sein letztes Wasser aus dem Lederbeutel und meinte:
„Fürchte dich nicht, du kleiner, mutiger Freund, heute Nacht halte ich für dich Wache.“
Doch die Anstrengungen des Tages forderten ihren Tribut und in den frühen Morgenstunden übermannte Naléh der Schlaf. Als er erwachte, war dieser sonderbare Vogel verschwunden, nur eine kleine blaue Feder war zurückgeblieben. Vorsichtig legte er sie in seine Handfläche um ihre Feinheit besser betrachten zu können. Mit einem Male vernahm er eine melodische, liebliche Stimme:
„Naléh, mein Freund, der du mir Hilfe und Freundschaft gewährt hast, dir schenke ich diese Feder. Sie wird dich und deine Tiere zu einer verborgenen Quelle führen, damit ihr keinen Durst mehr leiden müsst.“ Und noch ehe der Junge darüber nachdenken konnte, erfasste ein Windhauch dieses kostbare Geschenk und hob es in die Luft. Eilends trieb der Junge seine Tiere zusammen und sie folgten der tänzelnden Wunderfeder über schroffe Felsen immer höher ins Gebirge hinein. Und wirklich, in einer Felsspalte entdeckten sie eine kleine Quelle. Dankend, mit Tränen in den Augen genoss Naléh dieses belebende Nass und versorgte seine Tiere.
Und die Feder? Naléh trägt sie noch heute als Geschenk des Himmels in seinem Brustbeutel bei sich.

© Heidemarie Andrea Sattler






 
Der richtige Platz im Leben - Weihnachtliche Geschichte Drucken


Voller Bewunderung treffen mich die Blicke. Ein „Ah" und „Oh" dringt an meine Ohren.
Ausrufe wie:
„Schau mal, wie wunderschön“ und „Herrlich, welch´ ein Anblick“ streicheln mein Innerstes. Doch wie weit war mein Weg.
Noch vor einiger Zeit eilten die Menschen stumm an mir vorüber, magnetisch angezogen von blühenden Orchideen, lockenden Veilchen und dem betörenden Düften der Rosen. Selbst unter Meinesgleichen fand ich keine Anerkennung, da trotz gutem Dünger und fachmännischer Pflege einfach keine Knospe wachsen wollte.

„Wer will schon einen Kaktus der nicht blüht?“, dieser Ausruf des Filialleiters des Einkaufszentrums klingt jetzt noch schmerzlich nach.
„Wenn sich bis nächsten Monat nichts tut, kann er seinen Platz für die Steinmännchen räumen!“
„Ach herrje, du armer Kaktus, was machen wir denn nun?“ Mit leicht bekümmertem Gesichtausdruck hob mich Franziska, die Verkäuferin der Gartenabteilung in die Höhe, um mich von allen Seiten ausgiebig zu begutachten.
„Schädlinge sehe ich an dir keine und du stehst voll im Saft, vielleicht brauchst du nur einfach eine andere Gesellschaft“, sinnte sie nach. So fand ich meinen Platz neben einer mexikanischen Figur.
„Sieht gar nicht so schlecht aus, stellte Franzi fest und rückte mich noch etwas näher an meinen neuen Nachbarn, einem Leguan aus Eisen heran. „Echt Handarbeit“ stand auf dem Klebeetikett zu lesen, das an seinem Schwanz befestigt war.
„Echt Naturarbeit“ flüsterte Franziska und zwinkerte mir zu. Doch trotz aller Zuwendung und extra Nebelduschen von meiner Lieblingsverkäuferin Franzi gelang es mir einfach nicht in der vorgegebenen Zeit eine Knospe zu produzieren.
„Morgen ist der Tag und dann lande ich im Biokompost“, durchzuckte mich der Gedanke und unendliche Traurigkeit legte sich über mein Pflanzenherz. Doch plötzlich, kurz vor Verkaufsschluss bahnte sich aufgeregtes Getrappel seinen Weg zu mir und Franziska erschien mit zwei Kindern. Direkt vor mir blieb sie stehen und deutete voller Freude auf mich und sagte:
„Ja, das hier ist er, genau richtig für euer Vorhaben!“ und ehe ich es begreifen konnte passierte ich die Kasse, wurde vorsorglich in Papier eingeschlagen und ganz behutsam, neben anderen Dingen in einem Einkaufskorb verfrachtet. Der Weg schien unendlich zu sein, doch dann war mein neues Ziel erreicht.

Jetzt stehe ich hier in dem hellen Empfangszimmer der Grafikabteilung Pinsel & Herz und ziehe die Aufmerksamkeit auf mich. Aber schaut selbst, was mit Fantasie und Liebe möglich ist. Mehr möchte ich jetzt nicht sagen, denn ich muss mich auf eine juckende Stelle an meiner rechten Seite konzentrieren. Ja, so etwas, ich glaube, da sprießt ein Knospenansatz…

© Heidemarie Andrea Sattler


 


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